Since the time of the lockdown was not easy for her and she was looking for a project, she sought contact with her compatriot Georgs Pelēcis (born 1947) and asked him which of his piano works he would most like to have recorded on CD, explains the Latvian pianist Linda Leine, who lives in Germany, in the promo video. She was then happy that he suggested his cycle "Gadalaiki" (Seasons), completed in 2021 and hugely dimensioned at around 100 minutes of playing. In Pelēcis' world there are not only four, but five seasons: The cycle begins with "New Year's music" and ends with "New Year is here again". But that is almost the most original thing the work has to offer. For despite all the assurances on the part of the composer ("All my creative inspiration comes from euphony as a reflection of the ideal or the embodiment of a homeland") and the booklet text writer, who enthuses about the "new simplicity", the "new consonantism" of the music and celebrates - in capitals - its EUPHONY, Pelēcis' Seasons offer nothing more than a pretty, decorative wallpaper of sound with a tendency towards ambient music over long stretches. The seasons still seem to be intact in Latvia and not threatened by the climate crisis: Spring as "anticipation" (booklet) of a beautiful, warm summer with its "also misty veiled infinity", followed by a "pleasant poetic autumn feeling" and, yes, a really cold winter "like it used to be", to paraphrase Rudi Carrell himself now. What could not have been done with a cycle of seasons in 2021? It is certainly not due to Linda Leine's highly committed acting that a lot of potential was wasted here.
Music *** Sound ****
Burkhard Schäfer
FONO FORUM, 02/2023
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Der Komponist Georgs Pelecis wird in Lettland zurecht verehrt und ist ein wichtiger Vertreter zeitgenössischer Musik. Doch er ist in Deutschland leider weniger bekannt. Sein Werk enthält Sinfonien, Kammermusik sowie Chormusik. Berühmte Interpreten wie Gidon Kremer und Alexei Lubimov haben sich für sein Werk engagiert. In diesem Jahr feiert er seinen 75. Geburtstag. Deswegen hat die ebenfalls aus Lettland stammende Pianistin Linda Leine ein Doppelalbum aufgenommen, das in wunderbarer Weise mit Pelecis‘ Musik bekannt macht. Er sei schon immer fasziniert gewesen von diesem intelligenten Prinzip der Wiederholung von Zyklen, das der ganzen Welt, der Natur und der menschlichen Existenz zugrunde liege, so Pelecis‘. Seine Musik ist minimalistisch, klar, lebhaft und festlich. Aber sie kann auch einfühlsam, leise und voller Licht sein. Das alles macht Linda Leine auf diesem besonderen Album deutlich. Mit Anklängen an das Barock und das Treiben eines Jahrmarkts lässt die „Neujahrsmusik“ aus dem Jahre 1977 grüßen. Quintparallelen und Staccato-Effekte vermitteln eine abwechslungsreiche harmonische Stimmung. Auch Moll-Anklänge sorgen hier für interessante Klangfarben. Das Loslassen des metrischen Rhythmus‘ überrascht den Hörer immer wieder neu. Bei der „Frühlingsmusik“ (2021) fehlt die ständige Aufregung und Verzierung. In den Moll-Tonarten findet man Melancholie, Nachdenklichkeit – aber auch ein Gefühl von Weite. Es kommt zu einer überraschenden Auflösung von Räumlichkeit und akustischen Grenzen. Es ist eine musikalische Meditation. Die „Sommermusik“ (2017) ist ebenfalls sehr geräumig und von der emotionalen Farbe e-Moll beherrscht. Sie behauptet ihre diatonische Struktur in e-Moll als auch in a-Moll. Es ist ein klingendes Aquarell. Bei der „Herbstmusik“ (2011) überwältigt der weite melodische Rahmen, den Linda Leine sehr einfühlsam auskostet. Oktavsprünge und Achtelnoten überraschen den Zuhörer. Die effektvolle „Wintermusik“ aus dem Jahr 2015 vermittelt das erhabene Bild einer Prozession. Ein zaghaftes D-Dur lässt eigenartige klangliche Bewegungen folgen. Und ein Marschrhythmus gibt dem Ganzen dann eine erstaunliche Wende. „Neujahr ist wieder da“ heißt es in der letzten Komposition aus dem Jahr 2018. Hier kommt es gleich zu Beginn beim Agitato zu einer freudigen Erregung. Auch die schwungvollen Klänge eines Tanzes sind herauszuhören. Es gibt Reminiszenzen an die Klangwelt Georg Friedrich Händels. Ein helles B-Dur bleibt die zentrale Tonart des gesamten Werkes. „Mir fällt kein anderer klassischer lettischer Künstler ein, der ein solches Gefühl der Ordnung und Ruhe vermittelt“, meint Reinis Birznieks. Dem ist nichts hinzuzufügen.
ALEXANDER WALTHER
12/11/22
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